Von Berlin nach Stettin mit dem Fahrrad.

Eindrücke von einer Radtour im Juli 2016.

Etappe 1: Berlin Schloßbrücke --> Strandbad Wukensee

Klar könnte man auch an zwei Tagen von Berlin nach Stettin radeln, manch Rennradfahrer und Radprofi schafft die Strecke sicher auch in einem Tag. Wir wollten aber die Strecke kennenlernen und entspannt auch viele Pausen an schönen Orten machen. Am Freitag Nachmittag nach Feierabend ging es los, zuerst von der Charlottenburger Schloßbrücke durch den Mierendorffkiez, die Stadtautobahn bis in den Wedding, die Panke entlang, durch Pankow und an Schloss Niederschönhausen vorbei auf den Berlin-Usedom-Radweg, dem wir durch Bernau bis nach Biesenthal folgten. Nach einem kurzen Bad im schönen Strandbad am idyllischen Wukensee gab es im Strandbadrestaurant noch Verpflegung, bevor wir müde von den ersten 50 Kilometern in Bett fielen.

In Bernau ist Stettin schon (zumindest auf dem kleinen Logo neben der 72) ausgeschildert
Strandbad Wukensee kurz vor dem Gewitter

Etappe 2: Wukensee --> Werbellinsee --> Niederfinow --> Cedynia

Am zweiten Tag starteten wir recht früh in unserem Pension am Wukensee. Der direkte Weg nach Cedynia, unserem zweiten Ziel, hätte uns direkt nach Eberswalde geführt. Wir wollten aber noch den Werbellinsee sehen und baden, sodass wir uns für einen Schlenker entschieden. Wir folgten bis zum Werbellinsee dem Usedomradweg, bogen dann in Richtung Eberswalde ein. Danach folgten wir dem Oder-Havel-Radweg (Teil des Radwegs der "Tour de Brandenburg"), der uns zum Schiffshebewerk Niederfinow brachte, das wir beide zuletzt im Kindesalter besuchten. Das Hebewerk, das in den kommenden Jahren durch einen benachbarten Neubau ergänzt wird, ist Teil des Großschifffahrtsweges Berlin-Stettin. Nach einer weiteren kurzen Pause im hübschen Städtchen Oderberg ging es am Grenzübergang Hohenwutzen über die Oder. Unterwegs trafen wir kurz vor der Grenze zufälligerweise einen Arbeitskollegen aus Berlin, der auch auf dem Fahrrad (wenn auch in eine andere Richtung) unterwegs war.
Hinter Hohenwutzen ging es leider nach dem furchtbaren "Polenmarkt" auf einer vielbefahrenenen Landstraße weiter. Nach einigen Kilometern erreichten wir das Denkmal von Zehden, dass auf dem Oderhang steht - von oben ist ein wunderbarer Blick über das Odertal möglich.
Im kleinen Ort Zehden (Cedynia) angekommen, haben wir das einzige geöffnete Restaurant des Ortes besucht und haben uns dann mit einem kurzen Stadtspaziergang (u.a. zum Kloster Zehden, in dem gerade eine Hochzeit gefeiert wurde, und das deshalb nicht geöffnet wurde) auf dem örtlichen Sportplatz niedergelassen, da es in dem kleinen Ort leider kaum etwas Spannendes zu erleben gab.

Werbellinsee

Schiffshebewerk Niederfinow...
...wichtige Schleuse für die Berlin-Stettiner Binnenschifffahrt
Blick auf Oderberg
Grenzübergang Hohenwutzen
Denkmal an Oderhang zwischen Hohenwutzen und Zehden
Kloster Zehden (Cedynia)

Etappe 3: Cedynia --> Krajnik Dolny --> Gryfino --> Szczecin

Am letzten Tag der Tour hatten wir noch einmal fast 90 Kilometer vor uns. Nach einem frühen Start auf leeren Landstraßen an einem heißen Sonntagmorgen hatten wir recht schnell viele Steigungen zu meistern: Bis nach Niederkränig ging es viele mal auf und ab. Zwar wurde der Weg schnell ebener, doch leider wurde der Straßenbelag auch schlechter, bis wir nach einem kurzen Bad in der Oder mitten im Wald auf einem Sandweg "strandeten" (der übrigens als regulärer Oderradweg ausgeschildert und auf OpenCycleMap eingezeichnet war). Wir wählten einen kleinen Umweg über die Landstraße, der uns nach Greifenhagen (Gryfino) brachte. Kurz vor dem Ortseingang lag versteckt hinter dem monumentalen Kraftwerk des Ortes ein Wald, in dem es lauter schief- und krummgewachsene Bäume gibt: angeblich zur Möbelherstellung wurden die Bäume als Sprösslinge deforiert. Hinter Gryfino wechselsten wir kurz auf die deutsche Seite, um bei Staffelde wieder über dem neuen "Biely Szlak"-Radweg (der leider in grauenhaftem unbefestigten Zustanda ist) nach Stettin zu folgen. Mit einem Bad im Glambecksee kühlten wir uns und beendeten unsere Tour.

Kurz hinter Niederkränig: Aufstieg am Oderhang
Halbzeit!
Krzywy Las (bei Gryfino)
Krzywy Las (bei Gryfino)

Glambecksee

Der 31 Hektar große Glambecksee (polnisch Jezioro Głębokie, auch soviel übersetzt wie "tiefer See") befindet sich noch innerhalb der Stadtgrenze von Stettin im Nordwesten der Stadt, am Übergang vom Stadtgebiet zum Waldgebiet der Puszcza Wkrzanska. Am südlichen Ufer des Sees, an dem auch die Straßenbahn aus der Innenstadt endet, befindet sich ein beliebtes kommunales Schwimmbad mit Wakeboardanlage und Kajakverleih. Auch eine Pizzeria mit Seeterrasse lädt zum Verweilen ein. Gleich an hinter der Pizzeria, am Ostufer befindet sich der gleichnamige Villenvorort Głębokie. Hier beginnt auch der rund um den See führende Radwanderweg: Er ist sechs Kilometer lang und mit roten Schildern markiert. Der See ist übrigens 1,5 Kilometer lang, durchschnittlich 300 Meter breit und an seiner tiefsten Stelle misst er sechs Meter. Es gibt am Uferwege viele Plätze zum wilden Baden, aber auch für Lagerfeuer und zum Grillen.

Kirchenruine Hoff (Trzęsacz)

Als die Kirche des ehemaligen Ostseebads Hoff im 15. Jahrhundert gebaut wurde, lag das Meer noch zwei Kilometer weit entfernt. Jahr um Jahr brach mehr von der Steilküste ab. Im Jahre 1771 wurden auf dem Friedhof keine neuen Bestattungen mehr vorgenommen - das Meer war inzwischen bedrohlich nah gekommen. 1874 feierte man dann den letzten Gottesdienst. In den Jahren 1900 und 1901 fiel dann nach mehreren Stürmen der größte Teil der Kirche die Abbruchkante hinunter. Im 20. Jahrhundert wurde die romantische Kirchenruine beliebtes Motiv für viele Maler (z.B. für Lovis Corinth). Bis heute steht nur noch ein Rest der Südwand der alten Kirche an der Seebrücke des kleinen Seebades Hoff. Von den größeren Badeorten Rewal und Pobierowo wandern viele Strandspaziergänger nach Hoff, das eigentlich nur aus wenigen Häusern an einer kleinen Fußgängerzone besteht.

Fischerboote am Strand von Rewal

Text fehlt

Pobierowo (Poberow) - Geheimtipp für Stettiner und Berliner Ostseeausflügler

Text fehlt noch

Der alte Flughafen

Der Stettiner Stadtflughafen hatte eine vergleichsweise kurze Historie. Ab 1926 flog die Lufthansa Stettin an, und dass obwohl der Flughafen noch in Bau war. Offiziell eröffnet wurde der Stettiner Flugplatz erst im Juni 1927. Es gab Verbindungen nach Berlin und Danzig. Im Jahre 1945 wurde der Flugplatz für den Zivilflugverkehr eingestellt. Heute gibt es hier am alten Stettiner Flughafen nur Privat- und Segelflugverkehr. Die Maschinen von WizzAir und LOT heben am neuen Flughafen in Goleniow - weit vor den Toren der Stadt - ab.

Ekspress Prawobrzeże

Vor ein paar Tagen eröffnete die neue Schnellstraßenbahnlinie zur Sonnensiedlung Altdamm. Wir konnten ein paar Stationen mitfahren (die Züge waren sehr voll) und einen Eindruck von der neuen Verbindung und ihren Bahnhöfen gewinnen.

Badefreuden am Haff

Der südlichste Ausläufer des Stettiner Haffs ist der Dammsche See. Er reicht im Südosten bis zum Stettiner Ortsteil Altdamm (Dabiė) und im Nordwesten fast bis zur Ostsee. Bei unserer diesmaligen Tour haben wir das Strandbad in Altdamm besucht und haben trotz des drohenden Gewitters die Chance genutzt, ins kühle Nass zu hüpfen.

Zu Besuch im Hydrierwerk Pölitz

Jeden Samstag um 13 Uhr bietet der Verein "Skarb", was auf polnisch "Schatz" heißt, Führungen durch die Ruinen des einstigen Hydrierwerks Pölitz an. Pölitz (Police) ist der Name der nördlich an Stettin angrenzenden Kleinstadt, die von einem riesigen Chemiewerk überragt wird.
In dem ab 1937 von der deutschen IG Farben (heute BASF/Bayer) in Pölitz erbauten Hydrierwerk wurde aus Kohle (die meist über die Oder aus Oberschlesien angeliefert wurde) in einem aufwändigen Verfahren kriegswichtiges Kerosin und Benzin für die Wehrmacht hergestellt.
Pölitz wurde 1939 zu Stettin eingemeindet, für die deutschen Arbeiter wurden im Ort mehrere Siedlungen errichtet. In dem Werk waren aber auch viele Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge beschäftigt, die in den mehreren Lagern um das Hydrierwerk herum untergebracht waren. Aufgrund der Existenz der Fabrik wurde Pölitz Ziel mehrerer schwerer Luftangriffe der Alliierten. Das Werk selbst wurde nach Kriegsende 1946 auf Befehl der Sowjetarmee von deutschen Kriegsgefangenen demontiert und in der Sowjetunion wieder aufgebaut. Das, was die Sowjets nicht verwenden konnten, ließen sie zurück: Übrig blieben einige Bunker und Betonskelette einstiger Fabrikhallen, eines Güterbahnhofs und eines Elektrizitätswerks. Polnische Pioniere sprengten die Reste, danach trainierte die polnische Armee jahrelang auf dem Gelände für den Ernstfall. Die Ruinen sind also heute mehr als nur "baufällig". Einige unterirdische Gänge sind auf dem Rundgang, den die Pölitzer Stadtführer ehrenamtlich anbieten, und der - zusammen mit einer einleitenden Museumsführung kurzweilige 2-3 Stunden dauert - dennoch recht problemlos zu erkunden.

In der Regel finden die kostenlosen (!) Führungen samstags nur auf Polnisch statt, wenn man nett vorher per Mail anfragt, kramen die Guides aber auch ihre Deutsch- und Englischkenntnisse hervor und stellen eine (auch für nicht-Technik- und lost-place-Interessierte) spannende mehrsprachige Tour zusammen. So viel Engagement sollte mit einer Spende an den recht jungen Verein belohnt werden, der jeden Groszy für die Erweiterung des Museums benötigt.
Fotos dürfen auf der Tour überall gerne gemacht werden. Da es über viel Ruinen und durch überwuchernden Urwald geht, sollte entsprechende Kleidung und Schuhwerk eingepackt werden. Für diejenigen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, lohnt allein der Besuch des von Verein liebevoll zusammengestellten Museums in den beiden Bunkern zu Beginn der Führung (ca. 13-14 Uhr). Hier sind von Küchen-Hinterlassenschaften der deutschen Pölitzer von vor 1945 bis hin über alte Uniformen bis hin zu Telefonen der 1980er Jahre viele gut erhaltene Exponate zu bestaunen. Außerdem wird natürlich über die Geschichte des Hydrierwerks und über das Schicksal der in Pölitz von den Nazis beschäftigten Zwangsarbeiter berichtet.


Treffpunkt: jeden SA, 13 Uhr, ul. Spółdzielcza 31, 72-010 Police (Pölitz). Anmeldung per Mail ratsam --> Kontakt (Führungen, Museum, Verein) auf der SKARB-Webseite

Anreise: Straßenbahnlinien 1 und 9 von der Stettiner Innenstadt (z.B. ab Berliner Tor) bis zur Endhaltestelle Glebokie (Glambecksee) und dann den Bus 103 bis Police, Tanowska Skola. Von dort 100 Meter Fußweg bis zu den zwei Bunkern, in denen sich die Museumsräume des Vereins befinden.

Fotos:

Wanderung durch Pommerensdorf

Stettins unbekannter Süden - die meisten Besucher der Stadt verlassen den Hauptbahnhof in Richtung Innenstadt, also in nördliche Destinationen. Was erwartet uns aber, wenn wir das südliche Stettin erkunden wollen? Man muss erst viele Kilometer die stark befahrene Christoph-Kolumbus-Straße entlangwandern, bis einen die erste Nebenstraße in ein Gewerbegebiet bringt. Der Stadtteil hier an der Oder hieß früher "Oberwiek". Schön ist es hier wahrlich nicht, zwischen lauter LKW, Autohöfen und Tankstellen. Das dieses Gebiet auch "Stettiner Venedig" genannt wird, lässt sich allenfalls auf das viele Wasser zurückführen - pittoresk ist etwas anderes. Eine Fußgängerbrücke über die Bahnstrecke Berlin - Stettin bringt uns herüber in den Stadtbezirk Pomorzany, Pommerensdorf. Die liebevoll restaurierte Kirche mit dem komischen Turm grüßt schon herüber. 



Dominiert wir Pommmerensdorf neben der Kirche und den vielen Einkaufszentren (Carrefour, Tesco und Makro) vor allem von dem großen Universitätsklinik-Campus inmitten des Stadtteils. Dies war einmal das "Neue Krankenhaus Stettin", wie uns eine alte Karte verrät. Ein Besuch der historischen, noch recht gut erhaltenen Anlage ist auf jedenfalls lohnenswert.

Universitätsklinik

Etwas weniger lohnenswert - es sei denn, man ist ein Freund sozialistischer Wohnarchitektur ist der Spaziergang von den "Pommerensdorfer Anlagen" (wie das Areal rund um das Krankenhaus früher genannt wurde) weiter in Richtung Süden in den eigentlichen Ortskern von Pommernsdorf. 


Dort begrüßt uns neben einigen baulichen Ausrutschern eine alte Feldsteinkirche am Hang oberhalb der Oder. Über einen kleinen Zugang gelangen wir auf den kleinen Friedhof und vermeiden, länger als nötig auf der befahrenen Straße zum Elektrizitätswerk entlanglaufen zu müssen.



Kurz hinter der Kirche erreichen wir das Ende der Welt, bzw. zumindest das Ende Stettins. Nur noch LKWs, die Kohlen für das Elektrizitätswerk anliefern, kreuzen unseren Weg.


Wer noch Lust hast und nicht von dem vielen Verkehr abgeschreckt wird, dem sei ein Spaziergang weiter zur Nationalstraße über die Oderbrücke empfohlen. Die alte Straßenbrücke ist mittlerweile für den Autoverkehr gesperrt, lässt sich aber umso entspannter überwandern.


Auf der Oderbrücke

Etwas größere Straßenschäden sind hier vorzufinden...

Hier lässt sich die ebenfalls hier vorgestellte Tour über die Vorbruch-Insel (Wyspa Pucka).









Stettin bekommt wieder eine S-Bahn


Im Dezember 2013 wurden am Hauptbahnhof die Züge für die neue S-Bahn Stettin vorgestellt. Dieses Netz, das unter dem Namen „Szybka Kolej Miejska w Szczecinie“ in den kommenden Jahren in Betrieb gehen wird, soll auch
in den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg integriert werden. Derzeit wird noch überlegt, ob es eine S-Bahn-Linie von Pölitz (Police) über die im Jahre 2002 für den Personenverkehr aufgegebene Bahnstrecke zum Stettiner Hauptbahnhof (Glowny) und weiter bis nach Finkenwalde (Zdroje) und zur Hochhaussiedlung „Majowe“ im Osten der Stadt geben wird, oder ob von Finkenwalde die Züge abwechselnd nach Hohenkrug-Augustwalde (Zdunowo) bzw. zum Flughafen Gollnow (Goleniów) verkehren sollen. Detailliert Auskunft über die Planungen gibt eine polnischsprachige Präsentation der Stadt Stettin.

Fotos der neuen Züge, die vom polnischen Waggonbauer Newag ausgeliefert und von der Presse am Sonntag im Stettiner Hauptbahnhof kritisch begutachtet wurden, finden Sie im einem Artikel der polnischen Gazeta Szczecin. Solange das neue SKM-Netz in Stettin noch nicht in Betrieb ist, werden die neuen Züge zwischen Stettin und Köslin, Stolp (hier endet übrigens die Danziger S-Bahn), Swinemünde und Posen als Regionalbahnen eingesetzt. Über Fortschritte bei der Entwicklung des neuen S-Bahnnetzes im VBB wird BahnInfo zu gegebener Zeit berichten.

Wer sich über die Geschichte der 2002 stillgelegten Stettiner S-Bahn informieren will, der schaut bei BahnInfo regional Stettin/Oder-Neiße.

Foto: Stillgelegter S-Bahnhof Stettin-Braunsfelde (Pogodno) - bald wieder in Betrieb? Foto Autor 2013.


Der Bismarckturm auf dem Weinberg Stettin-Gotzlow

Schwer zu finden ist der Bismarckturm eigentlich nicht, steht er auf der höchsten Stelle des Hangs über der Oder, nur ein paar Schritte von der Straßenbahnendhaltestelle Gotzlow entfernt. Bei der Fahrt hier hin fallen die vielen Fußballinsignien des heimischen Clubs Pogon auf; außerdem viele junge Männer mit kurzgeschorener Mähne - vermutlich befindet sich hier im entlegenen Gotzlow die Heimstatt der Stettiner Hooligans; aber das soll spektulativ am Rande bemerkt sein mit dem Tipp, sich hier nicht als deutscher Fußballfan zu outen...

Zurück zum Turm. Nach einem kurzen unwegsam-steilen Aufstieg vom Bahnsteig des ehemaligen S-Bahnhofs Gotzlow gelangt man zum Turm. Dieser von 1913-1921 errichtete Turm, wie vielerorts zu Ehren Bismarcks, ist heute verschlossen und dient nur noch Kletterfreunden der Umgebung als Übungsobjekt. Vom Weinbau ist auch nicht mehr viel zu erkennen. Im Unterholz sollen lediglich noch die einst den Turm zierenden und nach 1945 abgeschlagenen Adlerfiguren zu finden sein.
Auch der einstmals hochgepriesene Ausblick auf Stettin und die Oder ist nicht mehr nachzuvollziehen.

Dennoch lohnt ein Ausflug hierher, denn man kann auf dem Weg hier aus mit der Straßenbahn viel von Stettin kennenlernen, das man sonst nicht sehen würde.
Falls Sie Interesse an dem Grundstück mit dem Turm gewonnen haben, lohnt ein Blick bei ebay: Dort wird das Objekt für 300.000€ derzeit verkauft.

  Linie 6: GOCŁAW

Das Krankenhaus Hohenkrug

Ganz weit vom Stadtzentrum entfernt, man muss mit der Straßenbahn bis zur Endhaltestelle Bergbauhafen fahren und dann noch in den Bus der Linie 73 umsteigen und bis zu dessen Endstation  fahren, liegt der Ortsteil Hohenkrug. Kaum zu glauben, aber der aus zwei Plattenbauten und einem Kiosk bestehende Siedlung gehört sogar noch zum Stettiner Stadtgebiet. Hier wohnen überwiegend Mitarbeiter des Krankenhauses Zdunowo, das vor den Krieg als Lungenheilstätte betriebenen  wurde und deshalb so entlegen mitten im Wald liegt.

Die an der Schwindsucht erkrankten Hafen- und Werftarbeiter sollten hier in angenehmer Atmosphäre Genesung erfahren und ein paar Wochen aus ihren klammen Hinterhofzimmern rauskommen können: sie wurden hier aufs beste verpflegt, hatten viel Freizeit und konnten ausgedehnte Spaziergänge machen - für Arbeiter des frühen 20. Jahrhundert sonst undenkbar.

Die Klinik, die heute nicht nur Lungenpatienten aufnimmt, wird derzeit umfassend saniert und hat einen neuen OP-Anbau mit Hubschrauberlandeplatz erhalten. Von Hohenkrug aus lassen sich auch hervorragend Wanderungen in die umliegenden Wälder beginnen: gleich im Wald hinter dem Krankenhaus befinden sich übrigens Reste eines zerstörten ehemaligen deutschen Friedhofes. Auf den vier noch existenten Grabsteinen lesen sich heute noch die Namen einstiger Krankenhausmitarbeiter...

Über die Geschichte der Klinik informiert übrigens meine Webseite zur Heilstättengeschichte.

 Expressbuslinie G und  Buslinien 73D und 73Z: Zdunowo Spital
Zdunowo Dworzec

How to get... Anreise Berlin - Stettin

Von Berlin aus einen Ausflug nach Stettin zu machen ist denkbar einfach: alle zwei Stunden gibt es eine Zugverbindung, bei der man in Angermünde umsteigen muss. Die Fahrzeit von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof beträgt dann zwei Stunden. Frühmorgens um 8:05 gibt es aber auch einen Direktzug von Gesundbrunnen bis Stettin, da dieser auch einige Halte in der Uckermark auslässt dauert die Reise nur 1 Stunde und 44 Minuten. Abends gegen acht Uhr fährt dieser Express dann wieder von Stettin zurück.

Wer alleine reist, der zahlt für die einfache Fahrt mit der Bahn und dem Berlin-Stettin-Ticket nur 10€, mit einer BahnCard (egal welcher) nur 7,50€. Günstiger wird es als Gruppe für bis zu fünf Leuten, dann kostet umgerechnet die Reise 5,80€ pro Nase eine Richtung und fährt man am selben
Tag wieder zurück sogar nur 2,90€. Wer keine Gruppe hat, der findet am Bahnhof morgens um 8:05 sicher einige Gruppen, die noch einen Mitfahrer brauchen und ihren Platz für 5€ anbieten. Oftmals sind das polnische Rentner, die damit ihre kargen Bezüge aufbessern.

Zudem gibt es zwei private Minibus-Betreiber, die zwischen den Berliner Flughäfen, den Stadtzentren von Berlin und Stettin sowie dem Stettiner Flughafen pendeln. Hier kostet die Fahrt etws 9 € pro Richtung.

Auf zum Stettiner Skigebiet

Im äußesten Nordwesten der Stadt, im dörlichen Ortsteil Wussow (Osów) gibt es ein wunderbares Ausflugziel: Den Eckerberger Wald. Direkt am Ortsrand wird es sehr hügelig; der geneigte Wanderer findet kleine pittoreske Bergtäler mit Bachläufen (die allerdings in sozialistischen Tagen mit Betonschalen begradigt wurden, sich aber langsam wieder an die Freiheit kämpfen) und herrliche Spazierwege neben den plättschernen Rinnsalen.

Aber noch wesentlich bemerkenswerter ist die Tatsache, dass es in Wussow einen Skihang, einen Schlepplift und zwei hölzerne Aprés-Ski-Hütten gibt. Bei unserem Besuch war zwar nur eine geöffnet, das lag aber sich am mangelnden Schnee. Ohne diesen lässt sich aber zumindest in einer ebenfalls im Stettiner Wintersportzentrum befindlichen Eissporthalle schlittschuhlaufen.




Die Reste des Quistorpturms


Siebzig Jahre nach der Zerstörung des Quistorpturms im Eckerberger Wald, dem Stettiner Stadtforst, haben wir die Reste des einstigen Aussichtsturms besucht...
Der Berliner Ortsteil Westend wurde – genau wie Szczecin-Łekno – als Einfamilienhauskolonie im ausgehenden 19.Jahrhundert erbaut. Und zwar von zwei Personen aus derselben Familie: Johannes Quistorp erbaute die Kolonie „Stettin-Westend“, heute Łekno, und sein Neffe Heinrich Quistorp die Kolonie Berlin-Westend. In Stettin gibt es ebenfalls den Ortsteil „Neu-Westend“ (heute zu Pogodno gehörig), eine Einfamilienhauskolonie. Auch in Berlin gibt es ein gleichnamiges Viertel, ein ab 1913 mit Miets-, Reihen- und Einfamilienhäusern bebautes Quartier westlich der alten Villenkolonie aus dem 19. Jahrhundert. Berlin-Westend und Szczecin-Łekno haben auch ihren eigenen Bahnhof, etwas abseits vom Ortskern gelegen (der Stettiner Bahnhof Westend wurde aber kürzlich stillgelegt). Das sind aber nur einige von vielen Gemeinsamkeiten, die beide Ortsteile besitzen.

Das signifikanteste Bauwerk, das ein Quistorp in Berlin hinterließ, ist sicher das Ökowerk am Teufelssee, ursprünglich ein eigenes Wasserwerk für die Villenkolonie. 
Der Aussichtsturm, den Quistorp in Stettin seinen Bewohnern hinterließ und den diese Quistorpturm nannten, wurde 1945 zerstört und dessen Steine für den Wiederaufbau Stettins genutzt. Nur die ruinöse Eingangshalle ist heute noch im Wald zu finden.

Martin Quistorp beauftragte den Berliner Architekten Franz Schwechten (der auch das Brandenburger Tor entwarf) mit dem Bau des Turms zum Andenken an seinen verstorbenen Vater. In den Jahren 1904-1906 wurde der Turm errichtet. Die heute noch existente Eingangshalle wurde mit Granitblöcken aus Rügen aufgebaut und beherbergte vor 1945 ein Café. Die bildhauerischen Arbeiten wurden vom Berliner Plastiker Ludwig Manzel angefertigt, sind aber heute weitgehend (außer einer Frauenfigur mit abgeschlagenen Kopf) nicht mehr erhalten.

Unterwegs zu den stillgelegten S-Bahnhöfen

In Stettin verkehrte bis zum 1. Oktober 2002 eine S-Bahnlinie vom Hauptbahnhof im Taktverkehr über das Chemiewerk in Pölitz (Police) bis nach Ziegenort am Stettiner Haff (Trzebiez Szczecinski).

Die Nebenbahnstrecke wurde zwischen Stettin Hauptbahnhof, Züllchow und Pölitz am 15. März 1898 eröffnet und 1910 bis Ziegenort erweitert. Die Strecke entwickelte sich mehr und mehr zu einem wichtigen Bestandteil des Stettiner Nahverkehrs. Auch zusätzliche Umsteigepunkte zur Straßenbahn, wie z.B. der Hp Kreckower Straße erbaute man 1936. Die Nachbarstadt Pölitz wurde 1939 zur Stadt Stettin eingemeidet. Zu diesem Zeitpunkt verkehrten 15 Personenzüge pro Richtung auf der Strecke. Hinzu kamen acht Zugpaare zwischen Torney, Zabelsdorf und den an einer Stichstrecke gelegenen Ausflugszielen Buchheide und Jungfernberg. Die Kapazität der Strecke war fast erschöpft. 


In den Jahren 1941 bis 1942 erfolgte der nötig gewordene Ausbau der Strecke, die hauptsächlich als Werkbahn für die Arbeiter des Hydrierwerks (Verfahren zur Herstellung von Benzin aus Kohle) in Pölitz fungieren sollte. Auch ein Werkbahnhof (heute Police Zakład) wurde Ende 1941 eröffnet. Der zweigleisige Ausbau zwischen den Bahnhöfen Züllchow und Stolzenhagen erwies sich aber aufgrund des Verlaufs im Einschnitts und vielfältiger Bodenerosionen als besonders aufwändig und zog sich deshalb am längsten (bis Ende 1942) hin. Die Pölitzer Fabrik wurde Ende 1944 bei einem Bombenangriff zerstört. Nach Kriegsende demontierte die Rote Armee das Werk und auch das zweite Gleis entlang der Bahnstrecke.

In den 1960er Jahren baute die polnische Bahn PKP das zweite Gleis zwischen Torney und Pölitz wieder auf und verlängerte die zweigleisige Strecke bis Jasenitz. Die Strecke gehörte ab da wieder zum Rückgrat des Stettiner Nahverkehrs. Am 22. Dezember 1982 wurde die Strecke durchgehend elektrifiziert. Im Jahre 1984 verkehrten täglich 16 Zugpaare mit S-Bahnzügen der Baureihe EN 57. Die Triebwagen wurden im Depot am Kosakenberg gewartet und abgestellt.




Nach dem Fall des eisernen Vorhangs 1989 und während der Inflation in Polen wurden Züge und Strecke nicht mehr regelmäßig intakt gehalten. Der Betrieb wurde schließlich ab 1995 mangels Fahrgastaufkommens immer weiter eingeschränkt (auf sieben Zugpaare; ab 2000 dann auf nur noch werktäglichen Betrieb mit sechs Zugpaaren bis Pölitz und nur drei durchgehenden Verbindungen bis Ziegenort; im Januar 2002 dann auf lediglich zwei Zugpaare pro Tag). Aufgrund fehlender finanzieller Mittel folgt dann am 1. Oktober 2002 die gänzliche Einstellung des Personenverkehrs. Im Juli und August 2008 sollte es noch einmal ein "Revival" der Strecke geben: Die Bestellung von drei Personenzugpaaren scheiterte aber an der fehlenden Bestellung der Aufgabenträger und am maroden Zustand der brachliegenden Bahnhöfe.Bis zum heutigen Tage wird aber auf einem der ehemals zwei Gleise noch ein reger Güterzugverkehr durchgeführt, vorallem zum Chemiewerk bei Pölitz. 

Ausflug zum Seefliegerhorst am Dammschen See

Die nordöstliche Hälfte der Stadt Stettin wird fast vollständig von Wasser bedeckt - dem Dammschen See. Er ist eine Ausbuchtung der Oder, die sich - mal mehr mal weniger breit - bis zum Stettiner Haff durchzieht. Möwen kreischen am Ufer, es riecht nach Salz in der Luft, Segelboote fahren aufs Meer hinaus: Der Dammsche See könnte auch ein Haff oder eine Meeresbucht der Ostsee sein. Am Südufer des Sees ist vor einigen Jahren ein städtisches Seglerheim eröffnet worden. In mitten des jungen, vielbesuchten Seglerheims steht eine Ruine aus Backsteinen mit einem runden hölzernen Vorbau am Ufer des Sees (Karte). Bei meinem Besuch im August 2012 wurde sofort meine Aufmerksamkeit auf diesen Bau gelenkt und ich wollte erforschen, was es mit diesem Ort auf sich hat. Nach einiger Zeit konnte ich mit Hilfe des Forums hidden-places.net herausfinden, dass es sich um den ehemaligen Seefliegerhorst Stettin-Altdamm handeln muss. Erst unter den Nazis als zivile Wassersportflugzeugbasis gegründet, wurden relativ schnell die kriegerischen Absichten des Seefliegervereins sichtbar. Zu Kriegszeiten entwickelte sich der Seefliegerhorst - genau wie der benachbarte Landfliegerhorst am alten Stettiner Flughafen (heute Sportflugplatz) zu einem wichtigen Stützpunkt der Luftstreitkräfte. Nach dem Krieg ging das Gelände an das polnische Hafenbataillon. Nachstehend möchte ich dem geneigten Leser die Resultate meiner Recherchen sowie ein paar Fotos dieses "lost places" an einem der schönsten Ufer Stettins vorstellen.


Batalion Portowy WOP (1949-1990)
Auf dem Gelände an der Ulica Przestrzenna befand ich das Hafenbataillon der polnischen Grenzpolizei WOP. Es wurde im Jahre 1949 gegründet und solche die Grenze (insbesondere auch die Grenzabfertigung der ein- und auslaufenden Schiffe) sichern. Es bestand bis zur politischen Wende in Europa, 1990. In dem größten Gebäude am Seeufer (zu deutschen Zeiten war hier die Flugleitung des Seefliegerhorstes untergebracht) bestand der Speisesaal mit Küche sowie der "club tradycjne" (verm. Offizierskasino) der Kaserne.

Aktueller Zustand
Seit den neunziger Jahren wird die ehemalige Kaserne zum größten Teil als Wohnsiedlung genutzt. Das Kasino sowie zwei weitere Gebäude stehen ebenfalls leer. Im Zuge des Aufbaus und der Erweiterung des städtischen Stettiner Seglerheims soll das Kasino zu einem Konferenz- und Tagungssaal umgebaut werden. Die drei leerstehenden Kasernengebäude sind in einem beklagenswerten Zustand. Aktuell (August 2012) wird ein befestigter Uferweg am Kasino angelegt. > Fotos vom Zustand 2009 der leerstehenden Gebäude